11. Juni 2002
Herrn
Bürgermeister der Stadt Haan
Martin Mönikes
Kaiserstr. 85
42781 Haan
Schließung der Postfiliale im Ortsteil Gruiten
Sehr geehrter Herr Mönikes,
mit diesem offenen Brief wenden wir uns als Vorstand des SPD-Ortsvereins Gruiten an Sie, um unser Unverständnis und unsere Enttäuchung über Ihr Verhalten und Ihr fehlendes Engagement zum Erhalt der Postfiliale in Gruiten als verantwortlicher Bürgermeister zum Ausdruck zu bringen.
Es ist schon ein starkes Stück, die Ansiedlung der Postfiliale in der Prälat-Marschall-Straße im Wissen um die bauordnungsrechtliche Bedenklichkeit zu dulden und diese Duldung nun in einem willkürlichen Akt bis zum 30. 09. 2002 zu befristen. Ihr Rechtsverständnis als verantwortlicher Verwaltungschef ist schon erstaunlich.
Nun denn, aufgrund dieser Duldung hat ein junger mittelständischer Unternehmer „Geld in die Hand“ genommen und an wahrlich nicht gerade zentraler Stelle im Vertrauen auf die von Ihnen ausgesprochende Duldung die Postfiliale eröffnet und erfolgreich betrieben. Diesen Unternehmer lassen Sie nun eiskalt durch die verfügte Befristung im Regen stehen. Die Alternativen sollen nach Ihrem Bekunden die am Erhalt der Postfiliale interessierten Gruitener selber suchen bzw. der um den Erhalt seines Unternehmens bemühte Unternehmer. Dieses Verhalten zeigt eindeutig ihr Verständnis von Wirtschaftsförderung. Dass es in Haan in dieser Hinsicht stetig bergab geht, ist nicht verwunderlich. Wer als ansiedlungsbereiter Unternehmer kein Vertrauen zur Verwaltung als Genehmigungsbehörde haben kann und zudem die von Ihnen zur Chefsache erklärte Wirtschaftsförderung im Vergleich zu umliegenden Städten als reine Wirtschaftsverwaltung empfinden muss, wird seine Investionen nicht in Haan tätigen. Das Schlimme an der Sache ist, das Image der Stadt Haan wird durch Ihr Verhalten immer schlechter; denn so etwas spricht sich rum.
Nach Ihrer Bauplanungs- und Stadtentwicklungspolitik soll Gruiten durch intensive Bebauungen (z.B. Hasenhaus) bevölkerungsmäßig weiter wachsen. Gleichzeitig wracken Sie durch Ihre Entscheidungen und die damit verbundenen Maßnahmen (z.B. Verkauf städtischer Liegenschaften in Gruiten, Schwimmbadschließung) die einmal intakte Infrastruktur kontinuierlich ab. Womit wollen Sie Neubürgerinnen und Neubürger eigentlich noch anlocken, wenn jetzt in einem weiteren Schritt die Postfiliale geschlossen wird?
Im Gegensatz zu Ihnen wollen wir aber nicht nur destruktiv agieren und die schlechten Rahmenbedingungen bejammern, sondern gestaltend am Erhalt der Infrastruktur in Gruiten mitarbeiten und kommen zu Vorschlägen zur Unterbringung der Postfiliale in Gruiten:
1. Die von der CDU über eine externe Machbarkeitsstudie angestrebte, aber immer noch ungelöste multifunktionale Nutzung des im wesentlichen brachliegenden Bürgerhauskomplexes bietet eine hervorragenden Unterbringungsmöglichkeit für die Postfiliale. Das Bürgerhaus liegt zentral, Zu- und Abfahrtmöglichkeiten bestehen. Die Parkplatzversorgung für Kunden ist gesichert. Setzen Sie sich als verantwortlicher Bürgermeister endlich dafür ein, dass z.B. der Gaststättenbereich zur Postfiliale umgestaltet wird und die Räumlichkeiten einer sinnvollen Nutzung für die Bürgerinnen und Bürger zugeführt wird.
2. Bevor die Innspruchnahme der Post- und Postbankdienste in Gruiten ganz und gar untergeht, könnte sich eine Containerlösung im Zusammenhang mit dem städtischen Container auf dem Thunbuschgelände anbieten. Diese Lösung würde sicherlich mit Nachteilen für das Parkgelände in der Ortsmitte verbunden sein; aber die Postfiliale bliebe wenigstens erhalten. Auch hier könnte durch Ihre Entscheidung auf städtischem Gelände zumindest eine Übergangslösung gefunden und die endgültige Schließung der Postfiliale verhindert werden.
3. Mit etwas Weitblick, Mut und Denken in Zusammenhängen, was man eigentlich bei Verantwortlichen in Führungspostitionen erwartet, könnte auch die Verlängerung der Duldung für den Betrieb der Postfiliale an der jetzigen Stelle bis zur Bebauung der Gebietes Hasenhaus einen Lösungsansatz bieten. Im Baugebiet Hasenhaus und damit ebenfalls an zentraler Stelle in Gruiten, könnte Raum für eine Postfiliale in Verbindung mit Geschäften, Arztpraxen etc. vorgesehen werden. Auch dafür bedarf es Ihres Einsatzes als verantwortlicher Bürgermeister durch aktive Vermittlung eines Verständnisses zum Erhalt der Postfiliale und als Verantwortlicher für die Planung und Entwicklung in Haan.
Wenn man am Erhalt der Infrastruktur in Gruiten interessiert ist und die Weiterentwicklung der Stadt Haan insgesamt wirklich engagiert verfolgen will, bieten sich somit immer Lösungsmöglichkeiten an. Konstruktive Vorschläge hätten wir aber gerade von Ihnen im Zusammenhang mit einer vielleicht bauordnungsrechtlich wirklich notwendigen Befristung erwartet, um die Postfiliale im Interesse vieler Bürgerinnen und Bürger zu erhalten.
Schade ist, dass Sie in Ihrem ausschließlich verwaltungsorientierten Handeln die Menschen und Unternehmer mehr und mehr im Regen stehen lassen indem Sie die Grundversorgung vor Ort nach und nach abwracken. Auch mit Blick auf das tatkräftige Engagement der Bürgermeister umliegender Kommunen ist es an der Zeit, in Haan vom Verwalten zum Gestalten überzugehen.
Nachdem Sie vielzählige ehrenamtlich engagierte Bürgerinnen und Bürger durch die Schwimmbadschließlung maßlos enttäuscht haben und den angekündigten Niedergang des Schwimmsports in Gruiten beobachten können, stellen sie jetzt dem mutigen Betreiber der Postfiliale zum 01. Oktober 2002 einfach die Möbel vor die Tür. Das kann es nicht gewesen sein.
In der Hoffnung, dass Sie die aufgezeigten Alternativen konstruktiv prüfen und nicht nur nach Ablehnungsgründen suchen, verbleiben wir
mit freundlichen Grüßen
Heiner Wolfsperger
(Vorsitzender)
Jürgen Steinbuß
(Stellvertretender Vorsitzender)